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Ist der Mensch gut oder böse?

    Wenn der Mensch von Natur aus gut ist – wie konnte er jemals schlecht werden?

    Diese Frage beschäftigt uns seit Jahrtausenden. Warum führen wir Kriege, verletzen einander, zerstören unsere Umwelt? Wann begann das Gegeneinander? Lag es am Mangel an Platz und Ressourcen? Oder steckt etwas Tieferes in uns, das uns in Konflikte stürzt?

    Schauen wir zurück – zur Philosophie, zur Religion und schließlich wieder in unsere Gegenwart.

    Die Insel des Menschen – ein Leben ohne Gemeinschaft?

    Stell dir vor, du wärst allein auf einer einsamen Insel. Kein Streit, keine Ungerechtigkeit, aber auch kein Mensch, mit dem du sprechen, denken, streiten oder lachen kannst. Wie lange würde das gutgehen?

    Vielleicht beginnt das Menschsein dort, wo wir uns begegnen. Konflikte entstehen nicht aus dem Nichts. Sie wachsen oft aus Erfahrungen – schlechten Erfahrungen. Ein Mensch, der verletzt wird, zieht Schlüsse. Ein Mensch, der Angst hat, wehrt sich. Schutz – das Grundbedürfnis des Menschen – kann zu Fehleinschätzungen führen. Was wir nicht kennen, schätzen wir schnell als Gefahr ein. Und Irrtümer führen zu Konflikten, die sich aufschaukeln.

    Sind wir also von Natur aus böse? Oder geraten wir nur durch Angst, Irrtum und falsche Einschätzungen in ein Gegeneinander?

    Aristoteles und Hobbes: Zwei Menschenbilder

    Schon Aristoteles stellte fest: Der Mensch ist ein „zoon politicon“, ein Gemeinschaftswesen. Für ihn liegt der Kern des Menschseins in der Vernunft und der Fähigkeit, miteinander zu leben und zu lernen. Der Mensch handelt nicht aus Bosheit, sondern aus Fehlern – und Fehler können korrigiert werden.

    Ganz anders sah das Thomas Hobbes. Für ihn war der Mensch „des Menschen Wolf“. Ohne Gesetze, ohne Kontrolle würden wir uns gegenseitig zerfleischen. Hobbes glaubte, der Mensch sei von Natur aus egoistisch und in ständiger Konkurrenz zu anderen. Nur ein starker Staat könne das Chaos verhindern.

    Wer hat recht? Sind wir Gemeinschaftswesen, die irren, aber lernen können? Oder brauchen wir harte Regeln, weil wir sonst zur Gefahr füreinander werden?

    Die Religion: Schuld, Sünde und das Böse

    Im Gegensatz zu den griechischen Philosophen lieferte die Religion eine völlig andere Antwort auf die Frage nach dem Bösen. Das Christentum erklärte das Böse durch die Schuld des Menschen: Eva aß die verbotene Frucht und damit die Ur-Sünde beging. Der Mensch traf die falsche Wahl – und wurde schuldig.

    Aber halt: Warum war das Böse überhaupt im Paradies? Warum erschuf ein allmächtiger Gott die Schlange, die Versuchung, das Scheitern?

    Die Christen sahen das Böse nicht als Irrtum, sondern als Teil des göttlichen Plans. Es war der Preis für den freien Willen. Der Sündenfall und der Rauswurf der Menschen aus dem Paradies führte dazu, dass der Mensch sich entscheiden kann: wähle das Gute, den wahren Glauben – oder das Böse, den Unglauben und die Sünde.

    Ein Widerspruch, der das Christentum so kompliziert macht: Gott ist allmächtig – und doch braucht er das Böse. Er erschafft das Böse, verurteilt die Menschen dafür und versucht mühsam, seine Schöpfung zu reparieren. Die Frage bleibt offen: ist nun Gott schuld am Bösen – oder der Mensch?

    Was das mit unserer heutigen Welt zu tun hat

    Auch heute leben wir in Extremen. Die Welt teilt sich in Gewinner und Verlierer, Gut und Böse, Erlöste und Verdammte. Wer Erfolg hat, sieht sich als „auserwählt“ – so wie Elon Musk und andere Triumphatoren unserer Zeit. Wer scheitert, wird abgestempelt und zurückgelassen.

    In Therapien begegnen wir denselben Mustern: Entweder konzentriert man sich auf das eigene Leid und die Schuld, oder man feiert sich selbst als „gut genug“ – ohne echte Auseinandersetzung. Wo bleibt der Raum für ehrliche Selbstkritik? Für das Lernen aus Fehlern, wie es die Philosophen vorgeschlagen haben?

    Ein schönes Bild: Wo Menschen nicht offen denken und sprechen können, entstehen Verkrustungen. Tabus, Ängste, Verdrängtes – sie bilden eine dicke Schicht, die das Menschliche erstickt.

    Aber die Geschichte zeigt auch: Immer wieder brechen Menschen diese Krusten auf. Der Drang nach Freiheit, nach Gerechtigkeit, nach echtem Menschsein ist stärker. Bewegungen, die sich für das Gute einsetzen, gibt es überall – auch wenn die Medien lieber das Schlechte zeigen.

    Und am Ende bleibt die große Frage: Was bedeutet Freiheit?

    Ist Freiheit das Recht, zu tun, was man will – wie es die Neoliberalen predigen? Oder ist Freiheit nur in Gerechtigkeit und Solidarität möglich? Eine Freiheit, in der der Mensch nicht nur für sich selbst lebt, sondern für die Gemeinschaft, die ihn trägt.

    Sokrates glaubte an den Dialog, an die Lernfähigkeit des Menschen. Die Griechen hielten uns für fähig, unsere Fehler zu erkennen, uns zu verändern und zu wachsen.

    Fazit: Ein Blick nach vorn

    Ist das Böse wirklich ein unausweichlicher Teil unserer Natur? Oder sind wir zu Irrtümern fähig, aus denen wir lernen können?

    Der Mensch ist nicht perfekt. Aber er ist fähig, zu denken, zu fühlen und zu wachsen.

    Vielleicht bedeutet wahre Freiheit, genau das zu tun: uns zu hinterfragen, uns zu verbinden – und gemeinsam eine gerechtere Welt zu schaffen.

    Was denkst du?

    • Brauchen wir mehr Dialog und weniger Schuldzuweisung?
    • Können wir aus der Geschichte lernen und die Verkrustungen aufbrechen, die uns festhalten?
    • Ist der Mensch gut, schlecht – oder einfach nur lernfähig?

    Teile deine Gedanken in den Kommentaren. Lass uns gemeinsam weiterdenken.

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