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„Junge Frau, wenn hier jemand Platon kritisiert, dann bin ich das!“ – Wie dieser Satz meine Reise prägte

    Manchmal frage ich mich, woher dieser Drang kommt. Dieser tiefe Wunsch, die Welt zu verstehen, die Dinge zu hinterfragen, nicht einfach hinzunehmen.

    Als Kind habe ich mich oft fremd gefühlt in dieser Gesellschaft. Vieles habe ich nicht verstanden. Meine Mitschüler:innen schienen sich so selbstverständlich zu bewegen, wussten angeblich genau, was sie wollten. Ich dagegen war ein eher ernsthaftes Kind. Schon früh zog es mich zu Büchern, zu Literatur und Philosophie. Nicht, weil ich besonders „schlau“ sein wollte, sondern weil ich diesen unbändigen Drang hatte, diese komische Welt um mich herum zu verstehen.

    Als junge Frau schien sich dieses Gefühl noch zu verstärken. Während für viele Gleichaltrige Partys und Karriere im Mittelpunkt standen, fühlte ich mich zu etwas anderem hingezogen: zu politischen Fragen, zu rebellischem Denken, zu philosophischem Hinterfragen. Das war für viele in meinem Umfeld „out“, ich war oft „komisch“, weil ich auf allen Ebenen und alles hinterfragt habe.

    Dann kam das Philosophiestudium in Freiburg. Ich dachte, hier bin ich richtig! Hier geht es ums Denken, ums Hinterfragen, ums Philosophieren.

    Doch die Realität war anders. Während sich viele (oft männliche) Studenten fasziniert auf die großen Namen stürzten – Nietzsche, Heidegger und Co. – begann ich, genau diese Philosophen kritisch zu lesen, ihre Argumente zu zerpflücken, Fragen und Kritik zu äußern.

    Was ich nicht erwartet hatte: Das kam nicht gut an. Anders, als ich es mir vom Studium der Philosophie erhofft hatte.

    Einer meiner Professoren brachte es einmal unmissverständlich auf den Punkt. Er sagte zu mir, ganz klar:

    „Junge Frau, wenn hier jemand den Philosophen kritisiert, dann bin ich das!“

    Dieser Satz war ein Schock. Und gleichzeitig eine bittere Erkenntnis: Philosophie studieren hatte für mich damals oft nichts mit „Philosophieren“ im Sinne von selbstständigem, kritischem Denken zu tun. Es ging mehr ums Lernen und Wiedergeben dessen, was die „großen Meister“ gedacht hatten. Um Deutungshoheit, nicht um gemeinsame Suche nach Wahrheit.

    Der Weg zur Philosophischen Praxis

    Dieser Moment, diese Enttäuschung, hat mich nachhaltig geprägt. Ich realisierte: Das „Philosophieren“, das ich suchte – das kritische Hinterfragen der Welt, das Ringen um Verständnis jenseits von Dogmen und Autoritäten – das muss ich anderswo leben. Und vor allem: Ich möchte Räume schaffen, in denen jeder Mensch diesen Drang zum Verstehen und Hinterfragen ausleben kann.

    Genau deshalb betreibe ich heute eine Philosophische Praxis. Ich bin Philosophische Praktikerin, weil ich glaube:

    • Jeder Mensch hat das Recht und die Fähigkeit, die Welt und sich selbst kritisch zu hinterfragen.
    • Philosophie ist ein Werkzeug für JEDEN, nicht nur für Uni-Professoren.
    • Echtes Philosophieren beginnt im Dialog – über das, was uns bewegt, was uns fremd erscheint, was wir nicht verstehen.

    Ich habe dieses Gefühl der Fremdheit und den Drang zu verstehen nie verloren. Aber ich habe gelernt: Diese „Andersheit“ ist keine Schwäche. Sie ist die Basis für kritisches Denken.

    Meine Praxis und meine entstehende Akademie sind Orte, an denen wir diesen Drang teilen können. Orte, an denen keine Frage zu komisch ist und keine Autorität zu groß, um hinterfragt zu werden. Orte, an denen wir gemeinsam lernen, die Welt und uns selbst besser zu verstehen.

    Es ist eine Reise, die für mich mit einem Gefühl der Fremdheit begann. Und die mich zu der Überzeugung geführt hat: Nur wer wagt, wirklich selbst zu denken und zu hinterfragen – selbst gegen Professoren oder scheinbare Selbstverständlichkeiten – kann seinen Platz in dieser Welt wirklich finden und mitgestalten.

    Ich lade dich ein, diesen Weg mit mir zu gehen.

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