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Was ist ein mäeutisches Gespräch?

    Oder: die sokratische Methode

    Mäeutik bedeutet Hebammenkunst. In einem mäeutischen Gespräch nimmt einer die Rolle des Fragenden ein, der andere antwortet ihm. Der Fragende ist der Mäeut, er hilft seinem Gegenüber wie eine Hebamme, seine Erkenntnis zu gebären. Die Mäeutik geht davon aus, dass jeder Mensch seine Erkenntnis in sich trägt und sie selbstbestimmt entwickeln kann. Erkenntnis bedeutet, eine allen Menschen gemeinsame Wahrheit zu finden und damit ins ethisch gute Handeln zu kommen.

    Das mäeutische Gespräch beginnt mit der konkreten Meinung

    Im mäeutischen Gespräch fragt der Mäeut, was seinen Gesprächspartner beschäftigt, was gerade akut für ihn wichtig ist. Wo steht der andere und was glaubt er zu wissen? Die Antwort wird zur Grundlage des Gesprächs, durch Fragen stellt der Mäeut das geglaubte Wissen des anderen auf den Prüfstand. Indem er versucht, Beispiele zu finden, auf die eine Behauptung nicht zutrifft oder indem er in weiteren Fragen herausfindet, dass der Gefragte sich widerspricht. Idealerweise geht es darum, Widersprüche und falsche Vorstellungen bewusst zu machen und zu klären. Mäeutische Gespräche führen nicht immer zu der einen „Erkenntnis“, sie können auch einen aporetischen Ausgang haben, was bedeutet, dass Ratlosigkeit herrscht und keine eindeutige Erkenntnis aus dem Gespräch hervorgeht.

    Teil des mäeutischen Gesprächs ist eine Anamnese, die Erinnerung

    Sokrates war der Ansicht, dass die Vernunft im Menschen angelegt sind und er sie im Prozess des Lernens und Erinnerns entdeckt und entwickelt.

    Die individuelle Entwicklung braucht eine Basis, die für alle gleich ist

    Ob ein Mensch gerne Musiker ist, ein anderer lieber Sportler, noch ein anderer technisch begabt, das sind individuelle Vorlieben, die jeder Mensch für sich entwickeln kann und soll. Doch eben dafür brauchen wir die Voraussetzung, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Pflichten haben, Gesetze für alle gelten und wir uns an die Gesetze halten. Die Menschenrechte sind die Grundlage, die in einer guten Demokratie verwirklicht werden und ihren Bürger*innen die Möglichkeit gibt, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.

    Handle nach der Devise, dass es gut wäre, wenn alle so handeln wie du (Kants Kategorischer Imperativ)

    Kant geht als Aufklärer von einer allgemein gültigen Wahrheit aus. Sein Kategorischer Imperativ ist die Aufforderung, moralisch gut zu handeln. Ob du gut handelst, kannst du daran erkennen, dass du dir die Folgen davon vorstellst, jeder andere würde auch so handeln wie du. Wirfst du beispielsweise Müll in einen Wald, dann ist das zwar noch nicht so schlimm, wenn nur du das tust; würde es aber jeder tun, würde der Wald im Müll versinken.

    Wahrheit beruht bei der sokratischen Methode auf der Gemeinsamkeit, die alle Menschen verbindet: die Fähigkeit zur Vernunft. Auf diese Vorstellung gehen auch die Menschenrechte zurück, die allen Menschen ihre natürlichen Rechte garantieren sollen. Es geht hier nicht darum, alle Menschen gleich machen zu wollen. Sondern vielmehr darum, die Grundlage für alle zu finden, auf der jeder Mensch seine Individualität entfalten kann.

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